Descartes

René Descartes - Erkenntnistheorie

Rationalismus
Der Rationalismus beschäftigt sich mit der Realität und geht davon aus, dass ihr Aufbau durch das reine Prinzip des Denkens erkannt werden kann. Die von Gott eingerichtete Welt lässt sich durch ihre logische Ordnung nach und nach erfassen. Als Vorbild dient dabei die Mathematik.

Die Theorie
Für René Descartes besteht die Welt aus zwei Substanzen, der res cogitans und der res extensa. Er verbindet eine Skepsis über die Traditionen mit der Hochachtung der Vernunft und geht von einem Willen zur größtmöglichen Gewissheit aus.
Die Grundzüge seiner Theorie sind folgende:
Descartes geht von einem grundsätzlichen Zweifel aus und sagt aber, dass das Ich und das Selbstbewusstsein unanzweifelbar sind. Die Ideen entstehen aus dem Bewusstsein oder durch eine höhere Instanz. Durch seinen Gottesbeweis ist für ihn erwiesen, dass Ideen von Geburt an bestehen und so die höchste Klarheit und Gewissheit erreicht werden kann. Die Voraussetzung für das vollendete Sein ist die Wahrhaftigkeit, die auch eine Garantie für die Richtigkeit der Welt ist. Für Descartes ist jedoch nur das wahr, was klar und deutlich erkennbar und ohne Vorurteile ist. Problemstellungen müssen auseinandergenommen werden und dann vom leichten Objekt zum Schweren systematisch aufgearbeitet werden. Anschließend muss die Vollständigkeit eines Systems durch eine Aufzählung kontrolliert werden.

Gottesbeweis
Für René Descartes ist die Existenz Gottes bewiesen, weil etwas Vollkommenes nur durch etwas anderes Vollkommenes entstehen kann. Deswegen kann die Wirklichkeit nur durch Gott entstanden sein.

Spinoza: „Denn das eine ist der Kreis, etwas anderes ist die Idee des Kreises.“

Die erste Meditation
In seiner ersten Meditation beschreibt Descartes die Grundzüge seiner Erkenntnistheorie. Er stellt diese in einzelnen Abschnitten dar, die nummeriert sind.
  1. In der Jugend lernt der Mensch viele falsche Informationen. Deswegen muss alles Gelernte umgestürzt werden. Das Ziel dabei ist, etwas Wirkliches und Bleibendes in der Wissenschaft zu erreichen. Dafür ist aber ein reifes Alter notwendig, welches Ruhe, Gelassenheit und Einsamkeit ermöglicht. Die Grundvoraussetzung ist außerdem die Bereitschaft alles anzuzweifeln.
  2. Es ist nicht notwendig zu beweisen, dass etwas falsch ist, sondern man braucht lediglich einen Grund, um zu zweifeln. Das was richtig ist, kann nicht angezweifelt werden.
  3. Die Sinne des Menschen können getäuscht werden, deswegen kann man ihnen nicht trauen.
  4. Wenn der Mensch an allem zweifelt, was sinnlichen Ursprung hat, könnte er von anderen für verrückt gehalten werden.
  5. Der Schlaf und die Träume können nicht eindeutig von der Wirklichkeit unterschieden werden.
  6. […]
  7. […]
  8. […]
  9. Der Mensch wurde von Gott geschaffen. Aus diesem Grund könnte es auch göttlicher Wille sein, dass der Mensch die Wirklichkeit nicht sieht. Durch die mögliche Täuschung durch Gott hat der Mensch keine Gewissheit mehr.
  10. Die Allmacht Gottes wird angezweifelt. Je weniger Macht Gott hat, desto mehr muss man davon ausgehen sich zu irren. Man sollte jedoch nur aus sicheren und gut überlegten Gründen zweifeln.
  11. […]
  12. Descartes hat eine Sicht auf die Welt, bei der alles angezweifelt wird. Es kann nichts für wahr und vorgegeben gehalten werden. Wenn man etwas wahres nicht erkennen kann, sollte man wenigstens nichts Falschem zustimmen. Es besteht immer die Gefahr, dass nach dem Erwachen alles anders ist und man in alte Gewohnheiten zurückfällt.
Die Zweifel in Descartes Theorie beziehen sich hauptsächlich auf die Grundbausteine der Wahrnehmung. Der Zweifel ist in jedem Aspekt des Lebens enthalten und nichts was wahrgenommen wird, ist real. Im Alltag ist der Mensch lediglich sinnlichen Täuschungen ausgesetzt, jedoch besteht eigentliche kein Grund für ihn an der eigenen Lebenswelt zu zweifeln. Durch den Zweifel kommt die Angst und vielleicht auch die Erkenntnis, dass es möglich ist in einer viel schlimmeren Welt zu leben. Die Basis der Theorie ist, dass nichts real ist. Die Erkenntnis kann nur über einen Weg erlangt werden: über das Denken zum Wahren.

Die zweite Meditation
Das Fundament der Erkenntnistheorie von René Descartes ist der universelle Zweifel. Seine Arbeitshypothese ist: Es bleibt nichts, außer dem allgemeinen Skeptizismus. Die Voraussetzung dafür ist: „Ich bin, ich existiere.“, jedoch entstehen aus dieser Annahme zwei neue Fragen. Das „Ich“ des Menschen zu hinterfragen ist ein nicht endender Prozess. Descartes stellt fest, dass aus jeder Frage eine neue Frage entsteht und deswegen dieser Denkansatz kein Ergebnis liefern wird.
Deswegen unterteilt er den Menschen in Körper (res extensa) und Geist (res cogitans). Der Körper und die mit ihm verbundenen Teile des Geistes (die Sinne) sind täuschbar. Das Denken (ohne Wahrnehmung) ist von uneingeschränktem, festen Bestand. Daraus resultiert dann: „Ich bin, ich existiere, solange ich denke.“. Der Mensch ist also ein denkendes Wesen. Er kann jedoch keine Urteile über die Welt fällen, da sie auf der Wahrnehmung beruhen, der man nicht uneingeschränkt vertrauen kann. Der Verstand kann nur subjektiv und rational vorstellen. Daraufhin kommt Descartes auf seine unumstößliche Wahrheit, dass „ich bin, ich existiere“ wahr sein muss, solange es dem menschlichen Denken entspringt.

Das Problem der Existenz der Außenwelt
Die Außenwelt ist das, was sich außerhalb des Individuums befindet. Die Innenwelt wiederum ist der Zustand, der im Inneren laufenden Denkprozesse. Die Erklärung dafür ist „ich denke, also bin ich“ (cogito ergo sum). Die Vorstellungen aus dem Inneren können nicht falsch sein, da es der Wahrheit entspricht, dass man es sich vorstellt. Die Falschheit des Willen und der Gemütsbewegung ist ausgeschlossen, da man sich zwar etwas verkehrtes vorstellen oder wünschen kann, es aber trotzdem der Wahrheit entspricht, dass man es möchte. Der häufigste Irrtum ist dabei das Urteil, dass die Vorstellungen mit der äußeren Welt übereinstimmen. Da diese ebenfalls subjektiv sind, lassen sie sich nicht auf die äußere Welt anwenden.
Es gibt einen Unterschied zwischen dem Willen und den Trieben des Menschen. Der willkürliche Trieb ist der Glaube, dass das Wahrgenommene ohne innere Welt besteht. Es gibt jedoch eine unbekannte Fähigkeit des Menschen, die es möglich macht sich Bilder und Dinge während des Schlafens vorzustellen. Diese Vorstellungen müssen jedoch nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmen.
Das Wahrgenommene steht im Gegensatz zum Erlernten. Dies kann man am Beispiel der Sonne erläutern. Der Mensch nimmt die Sonne von der Erde aus als sehr klein wahr, die Astronomie beweist aber, dass sie riesengroß ist.
Die erste Annahme war es, dass das, was man durch die Sinne wahrnimmt, auch existiert.Die Vernunft belehrt einen jedoch, das zu glauben, was man gelernt hat. Das Wahrgenommene muss demnach nicht der Realität entsprechen. Die Grundlage für das Wahrnehmen der äußeren Welt ist aber wiederum die Sinneswahrnehmung, was einen Widerspruch bildet.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Existenz der Außenwelt für Descartes nicht eindeutig nachweisbar ist. Ein Bewusstseinsstrom ist aber sicher vorhanden. Es besteht aber die Möglichkeit, dass die Welt nur eine Illusion und Die Erlebnisse Halluzinationen sind (Solipismus). Die Existenz der Außenwelt kann nachgewiesen werden, da es einen Gott gibt. Dieser kann eine solche Täuschung des Menschen nicht wollen. Da der Mensch an die Außenwelt glaubt, existiert sie auch.

Das mathematische Vorbild
Die Theorie von Descartes folgt vier mathematischen Regeln.
  1. Regel: nichts ist wahr, bis es bewiesen ist.
    So sollen Vorurteile und Überlegungen ausgeschlossen werden.
  2. Regel: Das Problem wird schrittweise untersucht.
  3. Regel: Der Mensch soll die Probleme lösen und einzelne Teilprobleme lösen, um sie dann zu einer Lösung zusammenzusetzen.
  4. Regel: Alle Ergebnisse sollen aufgezeichnet werden.
Diese Regeln werden angewendet, indem sie die Theorien der Geometrie und Algebra überprüfen. Die Wissenschaft ist die Basis für die Untersuchung von philosophischen Problemen. Ein Problem kann aber auch immer nur eine Wahrheit haben, kennt man also diese Wahrheit, kennt man alles. Um die Wahrheit zu finden, muss die Vernunft eingesetzt werden. So kommt es zu einer Klarheit der wahrgenommenen Gegenstände durch den Geist. Der Bezug der Wissenschaft zu philosophischen Problemen bei Descartes ist darin begründet, dass er nach seiner Überprüfung nach deren Lösungen sucht.

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