Karl
R. Popper – Erkenntnistheorie
Das
Problem der Induktionsmethode
Popper
sagt in seiner Theorie, dass es bei jeder vermeintlichen Erkenntnis
auch immer Abweichungen geben kann, weil der Mensch nicht alles sehen
kann. Deswegen stellt er die Geltung der Naturgesetze in Frage und
sagt, dass Wissenschaftler eben mit dem Verfahren der Induktion
Naturgesetze aufstellen. Es muss jedoch hinterfragt werden, ob die
berechtigt ist, da die Induktionsmethode nicht für eine sichere
Erlangung gewährleisten kann. Die empirische Geltung von Erfahrungen
ist eingeschränkt, da das durch die Sinne wahrgenommene auch
getäuscht sein kann.
Alle
Erkenntnisse sind theoriegetränkt, auch unsere Beobachtungen
Popper
lehnt die „Kübeltheorie“ (Tabula rasa) ab. Diese besagt, dass
die Ideen und Erfahrungen, durch die Sinne Teil des menschlichen
Denkens geworden sind. Wiederkehrende Strukturen und Verhaltensweisen
der Umwelt werden vom Menschen deswegen für unumstößliche
Erkenntnisse gehalten (→ Induktionsproblem).
Das
Induktionsproblem sagt zusammengefasst aus, dass eine Wiederholung
von Beobachtungen den Glauben an die Regelmäßigkeit dieser
Beobachtungen entstehen lassen würde, weshalb diese sich scheinbar
rechtfertigen lassen.
Für
Popper entsteht Wissen, indem bereits existierendes Wissen verändert
wird. Der Mensch verfügt über Wissen und kann dieses erweitern,
verwerfen oder beibehalten.
Popper
stellt für seine Theorie dann zwei Sätze auf:
- Satz:Alles erworbene Wissen, alles Lernen besteht in der Veränderung (möglicherweise Verwerfung) irgendeines Wissens oder einer Disposition, die schon vorhanden war, und letzten Endes in der Veränderung angeborener Dispositionen (Veranlagungen).
- Satz:Aller Erkenntnisfortschritt besteht in der Verbesserung des vorhandenen Wissens in der Hoffnung, der Wahrheit näher zu kommen.
Die Dispositionen
wirken antizipierend im menschlichen Gehirn durch die leichten und
stetigen Anpassungen an die Umweltbedingungen. Die Sinne sind
deswegen theoriegetränkt, weil es im Gehirn einen Vorgang gibt, der
Wahrnehmungen strukturiert und einordnet.
Die „Kübeltheorie“
wird deswegen verworfen. Sie kann allerdings Erfahrungen
„erfolgreich“ aber nicht verlässlich sein. Die Erfahrungen sind
grundsätzlich als Ausgangspunkt möglich, jedoch bedarf es einer
kritischen und neutralen Behandlung.
Popper beschreibt
den Menschen als ein strukturierendes und nicht völlig
voreingenommenes Wesen.
Das
Induktionsverfahren
Dieses Prinzip
wird von Popper problematisiert.
Das
Falsifikationsprinzip
Der Mensch bemüht
sich immer wieder die Wahrheit durch die Wissenschaft zu finden. Dies
kann jedoch nie mit Sicherheit oder Endgültigkeit gelingen. Es
besteht lediglich die Möglichkeit die Theorien zu beurteilen und
sich für die beste zu entscheiden. Der Fortschritt entsteht durch
die Verwerfung alter Theorien, sowie der experimentellen Überprüfung
dieser Theorien. So entsteht ein System von Erfahrungssätzen zur
Beschreibung der Welt.
Aber es gibt
trotzdem nie einen hinreichenden Grund zu der Annahme die Wahrheit
erreicht zu haben. Der Mensch hat kein Wissen, sonder lediglich
Information über die zum Zeitpunkt bestgeprüfte wissenschaftliche
Meinung. Die empirische Wissenschaft hat keine Beweise im Sinne von
Argumenten, sondern nur die Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung,
die geprüft werden müssen. Auch Mathematik und Logik geben keine
Auskunft über die Welt, sondern sind nur Werkzeuge ihrer
Beschreibung. Der Theoriegehalt einer Annahme wird nach:
- logischem Gehalt (Menge aller Sätze, die aus der Theorie ableitbar sind)
- informativem Gehalt (Menge der Sätze, die mit der Theorie unvereinbar sind)
geprüft.
Das
Falsifikationsprinzip ist unendlich, weil die Sätze der
Wissenschaft, die sich auf die Wirklichkeit beziehen falsifizierbar
sein müssen. Sind sie es nicht, gehören sie zum Bereich der
Metaphysik.
Das
Falsifikationsprinzip nach Popper
Deduktive
Methode der Nachprüfung
Bestehende
theoretische Systeme sollen zu weiteren Folgerungen führen, also
sich ableiten lassen. Sie werden unter- und miteinander verglichen.
Die Folgerungen werden anschließend überprüft und durch
Experimente erneut in Frage gestellt. Wenn sie weiterhin richtig
erscheinen, werden sie vorerst verifiziert. Wenn sie aber falsch
sind, werden sie durch ein bewährtes System falsifiziert und damit
verworfen.
Systeme können
aber auch zu einem späteren Zeitpunkt noch falsifiziert werden. Auch
kann ein System nur „bewährt“ sein und nicht „wahr“ oder
„wahrscheinlich“ genannt werden.
Poppers Kritik
am Positivismus
Positivismus
Der Positivismus
wurde von Auguste Comte begründet und beschäftigt sich mit den
unmittelbar wahrgenommenen Dingen, die die einzige und sichere
Grundlage der Erkenntnis sein können.
Poppers Kritik
Poppers Theorie
schränkt den Positivismus ein. Nach ihm können Theorien sich nur
bewähren und nicht „wahr“ sein. Ihre Anerkennung ist möglich
und sie können als Grundlage für andere Theorien dienen, aber nur,
bis sie falsifiziert worden sind.
Der Positivismus
oder die Metaphysik benötigen die Anerkennung von Sätzen, die nicht
verifiziert werden können. Die Metaphysik beschäftigt sich mit den
nicht erkennbaren oder erfahrbaren Zusammenhängen des Seins. Die
Falsifizierung und die Verifizierung kann demnach nicht angewendet
werden und ein Beweis oder ein Prüfung ist nicht möglich. Dies
Widerspricht Poppers Theorie.
Aspekte der
Evolutionstheorie von Charles Darwin in der Erkenntnistheorie von
Popper
Der Prozess der
Erkenntnisgewinnung heißt bei Popper das P1-VT-FB-P2 Schema.
Erklärung:
Die gesamte
Evolution folgt, laut Popper, diesem Schema. „Alle Lebewesen
produzieren sich aus Problemlösungen, die einem Selektionsdruck
ausgesetzt sind“.
Vergleicht man
Poppers Ansatz mit Charles Darwins „Survival of the fittest“,
muss man differenzieren, dass Menschen nicht dadurch sterben, dass
sie eine falsche Theorie aufstellen. Sie können nur das „Aussterben“
der sprachlich formulierten Hypothesen bewirken.
Die Erkenntnis ist
demnach evolutionär, weil Theorien sich „bewähren“ mussen oder
„ausstreben“. Jeder Erkenntnis geht jedoch eine Vermutung voraus.
Es ist keine „wahre“ Theorie möglich, sondern nur
„wahrheitsähnlichere“ Theorien, die aber auch nicht endgültig
sein können.
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