Montag, 19. Mai 2014

Popper

Karl R. Popper – Erkenntnistheorie

Das Problem der Induktionsmethode

Popper sagt in seiner Theorie, dass es bei jeder vermeintlichen Erkenntnis auch immer Abweichungen geben kann, weil der Mensch nicht alles sehen kann. Deswegen stellt er die Geltung der Naturgesetze in Frage und sagt, dass Wissenschaftler eben mit dem Verfahren der Induktion Naturgesetze aufstellen. Es muss jedoch hinterfragt werden, ob die berechtigt ist, da die Induktionsmethode nicht für eine sichere Erlangung gewährleisten kann. Die empirische Geltung von Erfahrungen ist eingeschränkt, da das durch die Sinne wahrgenommene auch getäuscht sein kann.

Alle Erkenntnisse sind theoriegetränkt, auch unsere Beobachtungen
Popper lehnt die „Kübeltheorie“ (Tabula rasa) ab. Diese besagt, dass die Ideen und Erfahrungen, durch die Sinne Teil des menschlichen Denkens geworden sind. Wiederkehrende Strukturen und Verhaltensweisen der Umwelt werden vom Menschen deswegen für unumstößliche Erkenntnisse gehalten (→ Induktionsproblem).
Das Induktionsproblem sagt zusammengefasst aus, dass eine Wiederholung von Beobachtungen den Glauben an die Regelmäßigkeit dieser Beobachtungen entstehen lassen würde, weshalb diese sich scheinbar rechtfertigen lassen.
Für Popper entsteht Wissen, indem bereits existierendes Wissen verändert wird. Der Mensch verfügt über Wissen und kann dieses erweitern, verwerfen oder beibehalten.
Popper stellt für seine Theorie dann zwei Sätze auf:
  1. Satz:
    Alles erworbene Wissen, alles Lernen besteht in der Veränderung (möglicherweise Verwerfung) irgendeines Wissens oder einer Disposition, die schon vorhanden war, und letzten Endes in der Veränderung angeborener Dispositionen (Veranlagungen).
  2. Satz:
    Aller Erkenntnisfortschritt besteht in der Verbesserung des vorhandenen Wissens in der Hoffnung, der Wahrheit näher zu kommen.
Die Dispositionen wirken antizipierend im menschlichen Gehirn durch die leichten und stetigen Anpassungen an die Umweltbedingungen. Die Sinne sind deswegen theoriegetränkt, weil es im Gehirn einen Vorgang gibt, der Wahrnehmungen strukturiert und einordnet.
Die „Kübeltheorie“ wird deswegen verworfen. Sie kann allerdings Erfahrungen „erfolgreich“ aber nicht verlässlich sein. Die Erfahrungen sind grundsätzlich als Ausgangspunkt möglich, jedoch bedarf es einer kritischen und neutralen Behandlung.
Popper beschreibt den Menschen als ein strukturierendes und nicht völlig voreingenommenes Wesen.

Das Induktionsverfahren
Dieses Prinzip wird von Popper problematisiert.

Das Falsifikationsprinzip
Der Mensch bemüht sich immer wieder die Wahrheit durch die Wissenschaft zu finden. Dies kann jedoch nie mit Sicherheit oder Endgültigkeit gelingen. Es besteht lediglich die Möglichkeit die Theorien zu beurteilen und sich für die beste zu entscheiden. Der Fortschritt entsteht durch die Verwerfung alter Theorien, sowie der experimentellen Überprüfung dieser Theorien. So entsteht ein System von Erfahrungssätzen zur Beschreibung der Welt.
Aber es gibt trotzdem nie einen hinreichenden Grund zu der Annahme die Wahrheit erreicht zu haben. Der Mensch hat kein Wissen, sonder lediglich Information über die zum Zeitpunkt bestgeprüfte wissenschaftliche Meinung. Die empirische Wissenschaft hat keine Beweise im Sinne von Argumenten, sondern nur die Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung, die geprüft werden müssen. Auch Mathematik und Logik geben keine Auskunft über die Welt, sondern sind nur Werkzeuge ihrer Beschreibung. Der Theoriegehalt einer Annahme wird nach:
  1. logischem Gehalt (Menge aller Sätze, die aus der Theorie ableitbar sind)
  2. informativem Gehalt (Menge der Sätze, die mit der Theorie unvereinbar sind)
geprüft.
Das Falsifikationsprinzip ist unendlich, weil die Sätze der Wissenschaft, die sich auf die Wirklichkeit beziehen falsifizierbar sein müssen. Sind sie es nicht, gehören sie zum Bereich der Metaphysik.

Das Falsifikationsprinzip nach Popper

Deduktive Methode der Nachprüfung
Bestehende theoretische Systeme sollen zu weiteren Folgerungen führen, also sich ableiten lassen. Sie werden unter- und miteinander verglichen. Die Folgerungen werden anschließend überprüft und durch Experimente erneut in Frage gestellt. Wenn sie weiterhin richtig erscheinen, werden sie vorerst verifiziert. Wenn sie aber falsch sind, werden sie durch ein bewährtes System falsifiziert und damit verworfen.
Systeme können aber auch zu einem späteren Zeitpunkt noch falsifiziert werden. Auch kann ein System nur „bewährt“ sein und nicht „wahr“ oder „wahrscheinlich“ genannt werden.

Poppers Kritik am Positivismus
Positivismus
Der Positivismus wurde von Auguste Comte begründet und beschäftigt sich mit den unmittelbar wahrgenommenen Dingen, die die einzige und sichere Grundlage der Erkenntnis sein können.

Poppers Kritik

Poppers Theorie schränkt den Positivismus ein. Nach ihm können Theorien sich nur bewähren und nicht „wahr“ sein. Ihre Anerkennung ist möglich und sie können als Grundlage für andere Theorien dienen, aber nur, bis sie falsifiziert worden sind.
Der Positivismus oder die Metaphysik benötigen die Anerkennung von Sätzen, die nicht verifiziert werden können. Die Metaphysik beschäftigt sich mit den nicht erkennbaren oder erfahrbaren Zusammenhängen des Seins. Die Falsifizierung und die Verifizierung kann demnach nicht angewendet werden und ein Beweis oder ein Prüfung ist nicht möglich. Dies Widerspricht Poppers Theorie.

Aspekte der Evolutionstheorie von Charles Darwin in der Erkenntnistheorie von Popper
Der Prozess der Erkenntnisgewinnung heißt bei Popper das P1-VT-FB-P2 Schema.
Erklärung:


Die gesamte Evolution folgt, laut Popper, diesem Schema. „Alle Lebewesen produzieren sich aus Problemlösungen, die einem Selektionsdruck ausgesetzt sind“.
Vergleicht man Poppers Ansatz mit Charles Darwins „Survival of the fittest“, muss man differenzieren, dass Menschen nicht dadurch sterben, dass sie eine falsche Theorie aufstellen. Sie können nur das „Aussterben“ der sprachlich formulierten Hypothesen bewirken.
Die Erkenntnis ist demnach evolutionär, weil Theorien sich „bewähren“ mussen oder „ausstreben“. Jeder Erkenntnis geht jedoch eine Vermutung voraus. Es ist keine „wahre“ Theorie möglich, sondern nur „wahrheitsähnlichere“ Theorien, die aber auch nicht endgültig sein können.

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